Autor: Christian T. Petersen
Verlag: Fantasy Flight Games
Jahr: 2005
Genre: Strategie
Spieler: 2 bis 6
Spieldauer: ca. 200 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Preis: ca. 60 €
Zubehör: Regelheft
Spielplan
120 Plastikmonsterminiaturen
16 Charakterfiguren
9 Charakterblätter
63 Charakter-Spielchips
15 Betäubungs-Spielchips
15 Fluch-Spielchips
6 Taschen-Spielchips
6 Zauberbuch-Spielchips
1 Rundenmarker
216 Klassenkarten
120 Gegenstandskarten
80 Questkarten
47 Eventkarten
5 Endgegnerkarten
3 Overlord-Blätter
58 Energie-Spielchips
58 Gesundheits-Spielchips
138 Goldstücke
40 Treffer-Spielmarken
20 Rüstungs-Spielmarken
21 8-seitige Würfel
12 Quest-Spielmarken
33 weitere Spielmarken
man bekommt ein ca 5Kg Paket!! WTF??????
"World of Warcraft" (WOW) ist extrem umfangreich - und das macht sich tatsächlich schon beim Kauf des Spieles bemerkbar. Nicht dass man hinsichtlich des durchaus angemessenen stolzen Verkaufspreises Bedenken anmelden müßte, nein! Aber ca. 5 kg Spiel haben es in sich, zumal das Format der Schachtel nicht sehr handlich ist. In der großen Spielschachtel gibt es unzählige Karten, Spielchips, Spielebögen, einen riesigen Spielplan und Unmengen von Kunststoffiguren in den unterschiedlichsten Größen, Formen und Farben.
WOW-Online-Spieler werden sofort verzückt sämtliche Monster mit Namen benennen können: da gibt es Oger, Gnolle, Drachen, Spinnen, Nagas und Murlocs. Allein der Aufbau des Spieles dauert ca. 10 Minuten und auch nur dann wenn man die Spielchips in (leider nicht beiligenden) Plastiksackerln sortiert sind.
Jeder Spieler wählt eine Klasse (Priester, Krieger, Schurke, Magier, Druide, Jäger, Hexer) und entscheidet sich ob er Allianz (Zusatzklasse Paladin) oder Horde (Zusatzklasse Schamane) spielen möchte. Alle Klassen haben unterschiedliche Fertigkeiten, so können z.B. Priester und Druiden heilen, Schurken und Magier besonders viel Schaden austeilen und Krieger besonders viel einstecken. Jede Klasse hat ihre Vorteile, wichtig ist, dass eine Klasse im Spiel nur einmal vorkommen kann (wenn es bereits einen Allianz-Druiden gibt dann kann es auf der Horde-Seite keinen Druiden geben).
Die Klassen unterscheiden sich nicht nur durch ihre Fertigkeiten (verschiedene Zauber und Talente) sondern sie benötigen auch verschiedene Gegenstände. Ein Priester kann beispielsweise nur Stoffkleidung tragen, während beim Krieger schon mal ein Kettenhemd rasseln darf. Den riesigen Zweihandstreitkolben kann der quirlige Hexer bestenfalls zu Gold machen, dafür freut er sich über einen Zauberstab. Ergo hält jeder Charakter nach anderen Ausrüstungsgegenständen Ausschau.
Wie läuft das Spiel nun ab?
Nachdem jeder eine Klasse ausgewählt hat darf er sich noch verschiedene Talente (Zaubersprüche) aussuchen. Ein Priester kann z.B. wählen ob er zu Beginn schon heilen möchte oder ob er lieber selbst Schaden austeilen will.
Jeder Spieler startet bei Level 1. Ziel des Spieles ist es den großen Endboss zu töten (derer gibt es mehrere). Dazu sollte man idealerweise ein möglichst hohes Level erreichen. In der Regel questet man in der Gruppe (Allianzgruppe, Hordengruppe), aber man kann auch auf Solopfaden wandeln. Wenn sich werder Horde- noch Allianztruppe gegen Ende des Spieles dem Endgegner nicht gewachsen fühlt kann man am Ende auch großes PVP veranstalten (PVP = player versus player, das heißt Horde kämpft gegen Allianz). Prinzipiell bietet WOW viele Möglichkeiten wie man das Ende des Spiels gestalten kann, was ich persönlich besonders reizvoll finde.
Ein höheres Level erreicht man indem man Questen erfüllt. Die Spieler können wählen ob sie einfache, mittlere, schwierige oder sehr schwierige Aufgaben erfüllen möchten, je schwieriger die Aufgabe desto besser ist die Belohnung bei Erfüllung der Queste. Als Gruppe muss man sich zwar die Beute, die ein Monster fallen läßt, teilen, dafür ist das Risiko einer Verletzung nicht so groß. In der Gruppe zu questen bringt zwar weniger Erfahrung, generell wird aber einer Gruppe mehr Erfolg beschieden sein als Einzelkämpfern (weil sie nicht so oft sterben etc.). Außerdem ist man als Einzelgänger häufiger der Gefahr ausgesetzt plötzlich der feindlichen Gruppe oder einem sogenannten Rare Spawn (seltenem Monster) gegenüberzustehen.
Kämpfe werden mit Hilfe von Würfeln ausgetragen. Grob gesehen erlauben jede Fertigkeit und jeder Gegenstand den ein Charakter hat einen oder mehrere zusätzliche Würfel auf die Hand zu nehmen. Waffen steigern die Angriffskraft, Rüstungen die Verteidigungskraft. Man besiegt ein Monster dann wenn man den höher würfelt als der Monster-Threat-Wert vorgibt und wenn man genug Schadenspunkte austeilt um ihm die Lebenspunkte zu rauben. Alle Monster gibt es in verschiedenen Schwierigkeitsstufen.
Für getötete Monster gibt es Erfahrungspunkte und Belohnungen. Wenn ein Spieler genug Erfahrungspunkte gesammelt hat steigt er ins nächste Level auf und wird somit stärker bzw. kann auch bessere und mehr Ausrüstungsgegenstände tragen um sich natürlich prompt in noch gefährlichere Abenteuer zu stürzen. Zusätzlich kann er natürlich neue neue Zauber und Fertigkeiten erlernen.
Es ist sehr wichtig dass man gute Ausrüstungsgegenstände trägt. Diese sogenannten items bieten besseren Schutz oder stärken den eigenen Angriff. Jeder Spieler versucht seinen Charakter optimal auszustatten und die eigene Fraktion bestmöglich zu unterstützen um möglichst schnell zu leveln. Je schneller man an bessere Ausrüstung kommt, desto früher kann man schwierigere Questen erfüllen um möglichst die Maximalpunkteanzahl für den Levelaufstieg gutgeschrieben zu bekommen.
Das World of Warcraft Boardgame läßt keine Wünsche offen. Es gibt viele verschiedene spannende Klassen und Rassen (Gnome, Tauren, Trolle, Zwerge etc.) und unzählige Ausrüstungsgegenstände und Questen. Auf dem großen Spielplan kann man sich je nach Lust und Laune ausweichen um in Ruhe zu questen oder aber ins PVP-Getümmel werfen um der anderen Fraktion vielleicht das eine odere andere Beutestück abzuluchsen oder den Weg zu einer Aufgabe zu erschweren.
Die Spielregeln sind umfangreich aber stimmig und die Spielbeschreibung ist übersichtlich und klar. Relativ gutes Englisch ist allerdings Voraussetzung für das Spiel, da die Spielanleitung Englisch ist und es ja doch auch einigen Text auf den Karten zu lesen gibt.
Auch an der Spielausstattung gibt es nichts auszusetzen. Die Spielfiguren sind aus Plastik und leicht zu unterscheiden, Liebhaber werden zumindest die Charakterminituren sogar bemalen. Auch die Spielkarten sind von guter Qualität und die Grafik wird viele Fantasy-Liebhaber ansprechen. Ein bisschen mühsam sind die vielen kleinen Chips, besonders beim Ein- und Aussortieren. Generell sollte man WOW nur auf einem riesigen Spieltisch spielen, ansonsten kann es leicht mal sein dass ein Spieltableau verrutscht und somit für Verwirrung sorgt.
WOW-Versuchskaninchen sollten sich viel, viel Zeit für die erste Spielpartie nehmen (in etwa 5+ Stunden), routinierte Spieler kommen vielleicht mit etwas weniger Spielzeit aus.
World of Warcraft ist die gelungene Brettspiel-Umsetzung eines der erfolgreichsten Online-PC-Spiele aller Zeiten. Online-Spieler werden sicher auch an der klassichen Umsetzung ihren Gefallen finden, zumal man sich bei Grafik und Spielinhalt großteils wirklich an die Vorgaben der WOW-Online-Spielwelt gehalten hat. Ohne Zweifel braucht man jede Menge taktisches Geschick und eine ausgeklügelte Strategie um sich und seine Mitspieler zum Sieg zu führen. Ganz ohne Glück kommt das Spiel allerdings nicht aus, bei den Würfelwürfen hat eben einfach Gevatter Glück seine Hände im Spiel. WOW ist auch wärmstens für Liebhaber kooperativer Spiele zu empfehlen wenn sie eine neue Herausforderung suchen.
Eine deutsche Version soll Ende des Jahres auf den Markt kommen. In der Zwischenzeit (voraussichtlich im Sommer) wird es sogar schon die erste Erweiterung für das WOW-Boardgame geben: Spieler können dann Erfahrungen in Dungeons sammeln und es wird eine Menge neuer Ausrüstungsgegenstände geben!
Alles in allem steckt eine Menge Potenzial in der World of Warcraft Spieleschachtel: herausfordernd, abwechslungsreich, spannend, umfangreich und schön!